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Confira a Letra Der Tag, an dem ich Hitler operierte

Heinz Rudolf Kunze

Der Tag, an dem ich Hitler operierte

Sie kamen gegen acht Uhr abends, ich wollte gerade
dichtmachen. Die Tür flog auf,
ich sah ihre schweißnassen Pferde.
Der Typ mit dem Schnurrbart wurde gestützt
von einem kleinen Hinkenden und einem großen Fetten.
Stell keine Fragen, ächzte er,
hol mir das Ding raus, Geld spielt
keine Rolle. Wer seid ihr, fragte ich dennoch.
Schnauze, das tut nichts zur Sache, sagte der Fette.
Beeil dich, Kleiner, und Wertarbeit bitte,
zischte der Hinkende und spielte mit einem
Bowiemesser. Ich sah mir die Sache mal an,
ich hatte ja keine Wahl. Ein Streifschuß
an einer Stelle, von der man vor Ladies nicht spricht.
Ich mußte dem Typ mit dem Schnurrbart
gewissermaßen alles abrasieren (außer
dem Schnurrbart und bei aufbehaltenem Hut,
ihr versteht), dann ging ich mit zitternden
Händen ans Werk. Er schrie wie am Spieß,
ich hatte noch nie einen größeren Jammerlappen
unterm Besteck gehabt. Die Sache dauerte
knapp eine Stunde. Sie brauchen jetzt Ruhe, Sir,
wagte ich zu empfehlen. Unmöglich, zischte der Hinkende.
Der Fette ließ ein Bündel Banknoten
schnalzend auf den Boden fallen, in einer Währung,
die ich noch nie gesehen hatte. Ich bin
kein Freund großer Worte, sagte der Typ mit dem
Schnurrbart, aber ich werde dir das nie vergessen,
Doc. Schon recht, Fremder, murmelte ich.
Sie faßten ihn unter und stampften zur Tür.
Und noch eins, sagte er im Hinausgehn.
Wir waren nie hier, du hast uns nie gesehen,
es hat uns nie gegeben. Vergiß es einfach.
Ich hab es versucht. Ich hab sogar drüber
hinweggesehen, daß sein verdammtes Geld
in keiner Bank westlich vom Pecos umzutauschen war.
Doch dann sah ich den Steckbrief und schlug Alarm.
Und nun sitz ich in diesem Erholungsheim
und es geht mir gut, danke.
Auch die beiden, die mir das Essen bringen
und mich dreimal täglich zum Duschen holen,
geben sich wirklich die größte Mühe.
Nur sagen sie nicht, wann ich endlich wieder
praktizieren darf und was inzwischen
aus meinen Patienten wird.
Der Hinkende sagt, er kennt keinen Hitler.
Der Fette sagt, der sei doch längst tot.
Aber die Beschreibung paßt wie die Faust aufs Auge,
und wenn der tot ist, dann nicht durch mich,
meine Operation verlief
einwandfrei.

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